Die südländische Küche gilt mit ihrem hohen Verzehr an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Fisch und Olivenöl als Geheimrezept für Genuss und langes Leben. Einer aktuellen Studie zufolge liegen in puncto gesunder Lebensstil die Spanier ganz vorne. Was machen die Südländer bei ihrer Ernährung anders oder besser? Und wie lässt sich mit kleinen Kniffen jeden Tag ein wenig Urlaubfeeling in den Alltag bringen?

Bereits Anfang der 1950er-Jahren machte der amerikanische Ernährungswissenschaftler Ancel Benjamin Keys die Beobachtung, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von tierischen Fetten, einem hohen Serumcholesterinspiegel und Herzerkrankungen. Der Fett-Wissenschaftler fand durch Studien sukzessive heraus, dass eine Ernährung, wie sie in den Mittelmeerländern vorkommt, das Risiko für koronare Herzerkrankungen massiv senkt.

Auch zur Vorbeugung von anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ II wird die sogenannte „Mittelmeer-Diät“ oder „Kreta-Diät“ immer wieder für Ernährungsempfehlungen aufgegriffen. 2013 wurde sie sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Die Ernährung mit dem Schwerpunkt auf Salat, Obst und Gemüse, Knoblauch, Zwiebeln, Olivenöl, Nüssen, wenig rotem Fleisch und Salz, stattdessen Fisch und Kräuter sowie wenig Alkohol ist keine Reduktionsdiät, sondern stellt eine ausgewogene Mischkost dar. Ernährungsexperten hierzulande zählen zur mediterranen Ernährung auch Vollkornprodukte, die allerdings in den Mittelmeerküchen so gut wie überhaupt nicht vorkommen.

Olivenöl – das grüne Gold
Eine wichtige Zutat der Mittelmeerkost, die immer wieder hervorgehoben wird, ist das Olivenöl. Dieses verwendet die südländische Küche nicht nur als Koch- und Bratfett, sondern es fungiert mit seinen unterschiedlichen Geschmacksnuancen vornehmlich als Aromengeber und Geschmackträger für warme, kalte, herzhafte und auch süße Speisen. Das grüne Gold verleiht den Speisen ein angenehmes Mundgefühl, triggert das Belohnungszentrum im Gehirn und sättigt somit auf eine befriedigende Art und Weise.

Das Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch und dem Kern der Olive gewonnen wird, existiert im östlichen Mittelmeerraum bereits seit 8.000 Jahren und wurde früher sogar entlang der Olivenölstraße Istriens mit Gold aufgewogen. Es liefert die für den menschlichen Organismus so essenziellen Fettsäuren, Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure) und Linolsäure (eine Omega-6-Fettsäure). Darüber hinaus enthält es in seiner nativen Qualität über 30 unterschiedliche Polyphenole mit biologischer Aktivität. Diese wirken antioxidativ, antibakteriell und entzündungshemmend.

Da Olivenöl schon in der Jahrtausende alten Volksmedizin viele nützliche und heilende Eigenschaften zugeschrieben wurden, wird es am Mittelmeer seit jeher als „Elixier der Götter“ bezeichnet.

Elixier der Götter
Olivenöl-Produzent Bastian Jordan aus Solingen fasziniert Olivenöl seit seiner Kindheit. Denn Familie Jordan baut bereits in dritter Generation auf der griechischen Insel Lesbos Oliven an. Die Großeltern, die früher ein Friseurgeschäft und eine Boutique in Solingen führten, legten dafür bereits in den 1970er-Jahren den Grundstein. „Durch wiederholte Urlaube waren sie verliebt in die kleine Insel und hatten dort im Laufe der Jahre jede Menge Freunde gefunden. Im Rentenalter beschlossen sie, sich dort auf einem Grundstück mit Olivenbäumen niederzulassen. Mein Vater kam schließlich auf die Idee, das Öl aus Lesbos, welches uns unglaublich gut schmeckte, aber damals noch kein Standing hatte, namhaften Köchen anzubieten“, so Bastian Jordan, der nach seiner Ausbildung als Kaufmann hier in Deutschland einen professionellen Handel mit dem Olivenöl aufgezogen hat und inzwischen jährlich 200 Tonnen Olivenöl auf Lesbos produziert.

Beflügelt von der mediterranen Lebensweise
Die ganze Familie Jordan ist beflügelt von den Früchten des Olivenbaums, dem daraus gewonnenen Öl und letztlich auch von der mediterranen Küche und Lebensweise. Warum? „Bei uns in Deutschland wird Essen oftmals nur funktional gesehen. Es muss schnell gehen und den Hunger stillen. Die mediterrane Küche kocht gerne frisch und zielt vor allem auf Genuss und gesellschaftliches Beisammensein ab. Gesundheit ist dabei ein schöner Zusatznutzen. Wer es den Südländern gleichtut und beispielsweise im Alltag auf Fertigprodukte verzichtet und schlechte Fette durch gute ersetzt, hat bereits viel gewonnen“, so Jordan – der Kunden in der gehobenen Gastronomie mit seinen Produkten begeistert und auch Großküchen und Bäckereien beim „Ölwechsel“ unterstützt.

Essen hat einen anderen Stellenwert
Essen habe zudem in den südlichen Ländern einen besseren Stellenwert, beobachtet Bastian Jordan. Man verbringe nicht nur mehr gemeinsame Zeit am Herd und Esstisch, sondern gebe auch gerne mehr Geld für Zutaten aus der Region und landestypische Produkte aus. „Das gemeinsame Entschleunigen vom Alltag beim Essen und auch der Stolz auf die heimische Küche machen stark und verbreiten ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch das trägt zum alltäglichen Wohlbefinden bei, baut zum Beispiel negative Gefühle und Stress ab“, so Bastian Jordan.

Work-Life-Balance mitentscheidend
Heute weiß man, dass nicht nur die Ernährung, sondern ein gesunder Lebensstil insgesamt das Wohlergehen und die Lebenserwartung beeinflussen. Ein viel genanntes Schlagwort ist die Work-Life-Balance, also die Ausgeglichenheit zwischen Arbeits- und Privatleben. Und dazu können auch kleine kulinarische Höhepunkte in der Mittagspause oder nach Feierabend beitragen. Probiere es aus!

Nachgefragt: Woran erkennt man ein gutes Olivenöl?
„Beim Olivenölkauf ist eine große Transparenz wichtig. Es muss nachvollziehbar sein, woher das Öl stammt. Neben dem Namen des Olivenbauers sollte Haltbarkeits-, Ernte- und Abfülldatum kommuniziert werden.“

– Bastian Jordan
„Siegel sind nur ein erster Ansatz in diese Richtung“, so Bastian Jordan – der im Bereich „Olivenölwissen“ auf seiner Internetseite viele weitere Fragen beantwortet und das eigene Olivenöl nur als „natives Olivenöl extra“ verkauft. Diese oberste Qualitätsstufe garantiert, dass die Oliven im optimalen Reifestadium direkt vom Baum gepflückt und innerhalb weniger Stunden in einem besonderen Verfahren ohne Oxidationen oder Fermentationen zu Öl gepresst werden.

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